Was für Fleisch landet bei euch auf dem Teller (wenn überhaupt)? Schwein, Rind, Huhn? Warum kommt es uns bei diesen Tieren so normal vor, dass sie gegessen werden, während das bei Katzen oder Hunden unvorstellbar ist? Wir haben das mit einer Psychologin gecheckt und gucken uns an, welche Tiere in Deutschland geschlachtet werden dürfen.
59,7 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde – so viele wurden laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019 in gewerblichen Schlachtbetrieben in Deutschland geschlachtet. Rechnet man da noch das Geflügel dazu, wurden so knapp 8 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt. Ganz schön viel, aber bei Hühnern, Puten oder Rindern schrecken wir nicht auf, wenn wir hören, dass sie geschlachtet werden. Würden wir aber lesen, dass jedes Jahr eine gewisse Anzahl Hunde oder Katzen geschlachtet und verzehrt werden, sähe das sicher ganz anders aus.
Warum essen wir manche Tiere – und haben bei anderen moralische Bedenken? Das beantwortet uns Barbara. Sie ist Psychologin und erklärt:
„Wir teilen Tiere erstmal in zwei Gruppen ein: essbar und nicht essbar."
Weiter sagt Barbara: "Hund und Katze gehören zu der Gruppe der nicht essbaren Tiere. Schweine, Rinder und Hühner gehören hingegen auf unserem Teller einfach dazu.“
Die Grenze zwischen diesen beiden Gruppen existiert aber nicht nur in unseren Köpfen, sondern ist auch gesetzlich festgelegt. Laut Paragraph 22 der Tierlebensmittel-Verordnung darf das Fleisch von allen Haustieren – vom Huhn bis zum Pferd – in den Handel gebracht werden. Wörtlich ist die Rede von „als Haustiere gehaltenen Huftieren, Geflügel, Hasentieren oder Zuchtlaufvögeln“. Bedingung: Die Tiere müssen durch Schlachten getötet worden sein. Auch „Groß- oder Kleinwild“, also zum Beispiel Rehe oder Schwäne dürfen in den Handel gebracht werden, aber nur, wenn sie erlegt worden sind, also bei der Jagd gestorben. Tiere, die bei einem Autounfall gestorben sind, dürfen also nicht verkauft werden.
In dem Paragraph ist auch definiert, wie es mit dem Fleisch von Hunden oder Katzen aussieht. Bei diesen Tieren ist es verboten, ihr Fleisch „zum Zwecke des menschlichen Verzehrs zu gewinnen oder in den Verkehr zu bringen“. In diese Regelung eingeschlossen werden auch Affen. Bei den Katzen geht es in dem Gesetz nicht nur um Hauskatzen, sondern um die Felidae, also die Familie der Katzen. Dazu zählen zum Beispiel auch Luchse. Zur Familie der Hunde (Canidae) zählen beispielsweise Füchse, auch sie dürfen nicht geschlachtet werden.
In Deutschland ist es übrigens erst seit 1986 verboten, Hunde und Katzen zu schlachten! Es ist also noch gar nicht so ewig her, dass die Tiere zum Teil noch auf den Speisekarten von Restaurants standen.
Dass wir verschiedene Tiere so unterschiedlich bewerten und sie als essbar oder nicht ansehen liegt laut Psychologin Barbara zum Großteil in unserer Kultur begründet.
„Die moralischen Grenzen sind teilweise kulturell festgelegt worden, weil Hunde zum Beispiel mehr zu Gefährten wurden. Katzen genauso.“
Pferde zum Beispiel fallen dabei in eine Art Grauzone. „Es gibt Leute, die können sich überhaupt nicht vorstellen, das zu essen. Vielleicht weil die früher selbst mal geritten sind, weil die vielleicht eine emotionale Beziehung zu den Tieren haben. Andere Menschen können ein Pferd einfach versachlichen, weil sie nichts damit am Hut haben.“
Pferde und anderen Einhufer, zum Beispiel auch Esel, zählen in der EU als Schlachttiere. Deswegen müssen sie seit 2000 einen Equidenpass haben. Der gibt bei einer Schlachtung Auskunft darüber, wie das Tier im Laufe seines Lebens medizinisch behandelt wurde. So sollen Verbraucher davor geschützt werden, möglicherweise Auswirkungen von Medikamenten abzukriegen. Wenn der Pass verloren geht, ist das auch nicht schlimm, denn Pferde, die nach dem 1. Juli 2009 geboren wurden, tragen einen Mikrochip, über den die Daten auch abgerufen werden können. Besitzer von Pferden können entscheiden, ob ihr Tier „zur Schlachtung bestimmt“ ist oder nicht.
Psychologin Barbara erzählt noch, das ungewöhnlichste, was sie je gegessen hat, war Ziege. „Die konnte ich aber nicht zu Ende essen, denn ich habe mit die Ziege vorgestellt und das hat mit leidgetan. Seit einiger Zeit bin ich jetzt Vegetarierin, aus ethischen Gründen.“
Über dieses Thema wurde auch in der UNSERDING-Morningshow mit Thurie und Jonas am 6. November 2020 berichtet.