So langsam drückt die Ausgangsbeschränkung bei vielen die Stimmung. Gerade über die Osterfeiertage ist es hart, die Familie nicht sehen zu können, und draußen in der Sonne liegen dürfen wir auch nur im eigenen Garten. Was uns helfen kann trotz allem psychisch gesund zu bleiben, haben wir hier gesammelt. Außerdem haben wir mit einer Psychotherapeutin über die Gründe gesprochen, weshalb Corona uns auf die Psyche schlägt.
UNSERDING-Reporter Michael hatte aus Brüssel berichtet, dass die Stimmung dort langsam sehr gedrückt ist. Die Ausgangsbeschränkungen gelten dort bereits seit Mitte März, also länger als hier bei uns. Bei Menschen, die an Depression erkrankt sind, stellt die Situation eine besonders große Herausforderung dar. Denn bei einer Depression kommt den Betroffenen alles Negative größer und zentraler vor, beispielsweise die Ängste wegen der Coronakrise. Deswegen gibt die Deutsche Depressionshilfe Hinweise, wie dagegen gesteuert werden kann. Auch wer nicht an einer Depression erkrankt ist, kann hier sicher hilfreiche Tipps finden.
Die Deutsche Depressionshilfe empfiehlt Menschen, die an einer Depression erkrankt sind noch die Weiterführung ihrer Therapie und die Inanspruchnahme von Hilfe. Eine Übersicht über Hilfsangebote haben auch wir für euch zusammengetragen.
Hotlines
Die hier genannten Hotlines richten sich an alle, die darunter leiden, in sozialer Isolation zu leben. Und an Menschen, die die Struktur des Alltags gerade brauchen, sowie an diejenigen, die aktuell ihre Therapie nicht besuchen können.
Online-Therapiestunden
Diese Programmpunkte gibt es bei Rettungsring bisher:
- Gesprächsring (Austausch zum Alltag, der Coronakrise und weiteren Themen)
- Beratungsring (Fragen an Experten und Einzelberatung in Extremfällen)
- Freizeitring (Hier wird gespielt, zum Beispiel Stadt, Land, Fluss oder Musik gemacht)
Online- Programme
Patricia aus Saarbrücken hat mit ihrem Team beim Hackerthon „WirvsVirus“ mitgemacht, zusammen mit über 28 000 anderen Teilnehmern. Organisiert wurde der von der Bundesregierung. Es ging darum, Lösung im Kampf gegen das Coronavirus und seine Auswirkungen zu finden.
Patricias Team hat eine Plattform für mentale Gesundheit entwickelt, die vor allem Angebote und Infos bündeln soll, die es schon gibt.
Am Mittwoch (8. April) wurde bekannt gegeben, dass sie zu den 130 ausgewählten Teams gehören, die Support bekommen. Den gibt es nicht in Form von Geld, sondern eher durch Experten, zum Beispiel aus dem IT-Bereich, um die Plattform weiter entwickeln zu können. Im UNSERDING-Interview hat Patricia von der Aktion erzählt.
Warum die aktuelle Coronakrise vielen Menschen auf die Psyche schlägt, dazu hat Dr. Elisabeth Hahn
eine Vermutung. Sie ist Wissenschaftlerin und Psychotherapeutin in Saarbrücken. Bei Facebook hat sie bei der Nachbarschaftshilfe Saarbrücken angeboten, Menschen mit Gesprächsbedarf und einem Bedürfnis nach Hilfe zur Seite zu stehen. „Ich habe gesehen, dass dort viele Hilfe
beim Einkaufen und kleinen Erledigungen anbieten. Und habe überlegt, was ich tun kann“, sagt sie im Interview mit UNERSDING-Moderatorin Krissy. Sie glaubt, dass viele Menschen gerade ein Bedürfnis nach solchen Gesprächen haben, weil die Situation so unbekannt ist.
„Dass unser Alltag und unsere Freiheit so beschnitten werden – das ist ganz fremd. Für viele ist es schwierig, sich daran anzupassen. Und normalerweise rücken wir in Krisenzeiten zusammen, das ist gerade nicht wegen der Beschränkungen nicht so einfach möglich. Auch das macht es schwierig, der normale Mechanismus wird erschwert.“
Für Menschen, die generell zu Ängsten neigen und diese nur schwer kontrollieren können, ist es jetzt besonders hart. Und auch die Lebenssituation kann eine Rolle dabei spielen, wie jemand mit der Situation umgeht. „Für Menschen die zur Risikogruppe gehören, ist es sicherlich beängstigender.“
Über Facebook hätten sich bisher zwar nicht allzu viele bei ihr Leute gemeldet – über Praxen, Ambulanzen und besonders die spezifischen Hotlines melden sich aber schon Personen.
„Das sind sehr unterschiedliche Leute, manche waren schon einmal in psychotherapeutischer Behandlung und haben gute
Erfahrungen gemacht, andere sagen einfach sie brauchen in der Situation gerade Hilfe. Bei manchen geht es dann auch nur darum, in ein oder zwei Gesprächen Unsicherheiten zu klären und Ängste zu erkennen, zum Beispiel wenn jemand gerade existentielle Sorgen
hat.“
Sie verweist auch auf die neu eingerichteten Hotlines, bei denen sich jeder melden kann. „Da ist die Hemmschwelle vielleicht niedriger, als wenn man in einer Praxis anruft.“
Falls ihr selbst gut mit der Coronakrise zurechtkommt, aber eure Angehörigen und Freunde nicht so, hat Elisabeth auch einen Ratschlag:
„Zuhören, Empathie zeigen, aber auch zeigen, dass es vielleicht einen besser Umgang mit der Situation gibt: Nicht
zu viel nachdenken über das, was wir gerade nicht kontrollieren können, sondern an der anderen Seite ansetzen. Wo können wir unser Leben und unsere Tage noch gestalten, was liegt in unserer Macht?“
Insgesamt glaubt Elisabeth, dass wir alle den ersten Schock erstmal überwinden mussten und etwas Zeit brauchen, um uns an die neue Situation zu gewöhnen. Aber sie ist positiv gestimmt, dass das früher oder später vielen gelingen wird.
Über dieses Thema wurde auch in der UNSERDING-Show mit Valentina am 8. April 2020 berichtet.